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Portfoliomanager Dr. Terence McManus zeigt auf, wie ein neuer Begriff für kardio-metabolische Störungen künftig das Spektrum neuartiger Behandlungen erweitern wird.

«40% der Erwachsenen in den USA haben das CKM-Syndrom»

Portfoliomanager Dr. Terence McManus zeigt auf, wie ein neuer Begriff für kardio-metabolische Störungen künftig das Spektrum neuartiger Behandlungen erweitern wird.
03.07.2024 - Terence McManus

Im vergangenen Jahr hat die American Heart Association (AHA) den Begriff «Cardiovascular Kidney Metabolic Syndrome» (CKM) als neues Krankheitsbild definiert. Wird das zur Entwicklung neuer Behandlungen führen?  

Dr. Terence McManus: Ich bin eher der Auffassung, dass dieser Schritt eine Reaktion auf neue Behandlungsmöglichkeiten war und darauf, wie die aus klinischen Studien zusammengetragenen Datenmengen dazu beitragen, die gemeinsamen Ursachen dieser Krankheiten zu erkennen. Dem CKM-Syndrom liegen entsprechende Symptome zugrunde, was auf eine gemeinsame Pathophysiologie hindeutet. Mit der Einführung des Begriffs CKM hat die AHA den Zusammenhang zwischen Adipositas, Typ-2-Diabetes, chronischer Nierenerkrankung (CKD) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den Fokus gerückt. Die Entwicklung von CKM beginnt bereits in jungen Jahren und wird durch eine Kombination aus genetischen und sozialen Faktoren wie beispielsweise einem ungesunden Lebensstil beeinflusst. Rund 40% der Erwachsenen in den USA leiden am CKM-Syndrom. Es gibt also eine sehr grosse Patientenpopulation und ein beträchtliches wirtschaftliches Potenzial, wenn Behandlungen entwickelt werden, die auf die eigentliche Ursache bzw. – was wahrscheinlicher ist – Ursachen abzielen.

Gibt es neue Frühinterventionen für das CKM-Syndrom?  

GLP-1-Agonisten und SGLT-2-Inhibitoren könnten als die ersten Wirkstoffklassen angesehen werden, die mehrere Ursachen eines beginnenden CKM-Syndroms ansprechen. Beide wurden ursprünglich zur Behandlung von Diabetes eingesetzt. Novo Nordisk hat mit dem GLP-1-Agonisten Wegovy die SELECT-Studie zu Adipositas durchgeführt. Diese ergab, dass das Medikament das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 20% verringert. In der FLOW-Studie wurde festgestellt, dass Patienten, die Wegovy einnahmen, ein um 24% geringeres Risiko für das Fortschreiten einer chronischen Nierenerkrankung sowie für Herz-Kreislauf- und Nierenversagen hatten. SGLT2-Inhibitoren wie Farxiga werden mittlerweile nicht mehr nur zur Behandlung von Diabetes, sondern auch von Herzinsuffizienz und chronischer Nieren-erkrankung eingesetzt. Zwar machen die SGLT2-Inhibitoren, weil sie keine Gewichtsabnahme bewirken, weniger Schlagzeilen als die GLP-1-Agonisten. Doch zusammen mit anderen CKM-Arzneimitteln könnten sie ein wirksames therapeutisches Grundgerüst bilden. In der Tat arbeitet AstraZeneca intensiv an der Entwicklung solcher oraler Kombinationstherapien, z. B. Zibotentan/Farxiga. 

Ein kurzer Blick zurück: Was ist der erste Schritt bei der Behandlung von CKM?  

Neben der Behandlung von Fettleibigkeit, die sehr wichtig ist, spielt die Kontrolle des LDL-Cholesterins eine grosse Rolle. Obwohl Statine wie z. B. Lipitor seit vielen Jahren als preisgünstige Generika erhältlich sind, vertragen Millionen von Patienten entweder die Nebenwirkungen nicht oder halten sich nicht an die Behandlungsvorschriften. Tatsächlich erreichen 16 Millionen US-Patienten, die Statine einnehmen, noch immer nicht das LDL-Ziel! Hier besteht also eine grosse Bedarfslücke und somit ein beachtliches Marktpotenzial. Wir sehen hier Novartis mit seiner halbjährlich verabreichten PCSK-9 siRNA-Injektion «Leqvio» gut aufgestellt. Zudem möchten wir auf den oralen PCSK9-Hemmer von AstraZeneca mit dem Namen AZD780 verweisen, der sich in der mittleren Entwicklungsphase befindet.  

Gibt es ausser Adipositas und LDL-Cholesterinsenkung weitere Ziele für eine frühzeitige CKM-Intervention? 

Derzeit wird viel geforscht, doch im Zusammenhang mit dem kardiovaskulären Aspekt dieses Syndroms möchten wir auf Lipoprotein (a) (Lp(a)) verweisen. Novartis und Ionis Pharmaceuticals überprüfen die Hypothese, dass die Senkung eines erhöhten Lp(a)-Wertes mit Hilfe eines Medikaments namens Pelacarsen zu weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen wird. Zahlreiche epidemiologische und genetische Studien haben gezeigt, dass Lp(a) ein wichtiger genetisch bedingter ursächlicher Risikofaktor für solche Erkrankungen ist. Geschätzt 20% der Weltbevölkerung haben einen erhöhten Lp(a)-Wert. Da bisher nicht nachgewiesen werden konnte, dass eine Senkung des Lp(a)-Werts vorteilhaft ist, werden die für 2025 erwarteten wichtigen klinischen Daten ein entscheidender Meilenstein für Novartis sein. Amgen zielt in klinischen Studien ebenfalls auf die Senkung des Lp(a)-Wertes ab, liegt jedoch einige Jahre zurück. Anders als ein hoher LDL-Cholesterinspiegel hängt Lp(a) nicht mit der Lebensweise oder körperlicher Bewegung zusammen. Sollte also der Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachgewiesen werden, steht die Notwendigkeit einer pharmakologischen Behandlung ausser Frage.  

Könnten noch weitere Krankheiten mit CKM in Verbindung gebracht werden?  

Natürlich, Fettlebererkrankungen werden auch als Folge von CKM gesehen. Auch hier werden die GLP-1-Agonisten untersucht – zusammen mit verschiedenen anderen Modalitäten. Darüber hinaus laufen erste klinische Tests, um die Auswirkungen von CKM auf die Entwicklung neurodegenerativer Krankheiten wie Alzheimer Jahrzehnte vor deren Fortschreiten zu untersuchen.

  • PortfolioManager

    PortfolioManager

    Dr. Terence McManus

    Dr. Terence McManus kam im Jahr 2022 zu Bellevue Asset Management und ist Portfoliomanager des Bellevue Diversified Healthcare Fonds. Er verfügt über 12 Jahre Erfahrung im Bereich Healthcare-Investments und -Analysen bei Jefferies Investment Bank, Credit Suisse, Julius Baer und zuletzt bei J. Safra Sarasin, wo er einen nachhaltigen Gesundheitsfonds verwaltete. Terence begann seine Karriere als Wissenschaftler, der sich auf die Wirkstoffentdeckung konzentrierte. Er promovierte in Neurowissenschaften an der University of Southampton, UK.

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